03.02.2022
Buchrezension - Von Piet, Planeten und Pflegefamilien – Ein Kinderfachbuch über Bereitschaftspflege







Demes, Veronika, Walter, Lena, Wiemann, Irmela : Von Piet, Planeten und Pflegefamilien – Ein Kinderfachbuch über Bereitschaftspflege, Mabuse – Verlag, Frankfurt am Main 2021

 


Mit dieser Publikation fügt der Verlag seiner Kinderfachbuchreihe einen weiteren Mosaikstein hinzu. Gerade für Kinder, die sich in einer Einrichtung der Hilfen zur Erziehung befinden, gibt es vergleichsweise wenige Möglichkeiten zur Identifikation mit Protagonisten eines Kinderbuches.


Im Mittelpunkt dieses Buches steht der fünfjährige Piet,dessen allein lebende Mutter wegen ihrer psychischen Erkrankung seine Versorgung nicht mehr gewährleisten kann und sich zur Behandlung in eine Klinik begibt.
Piets Mutter bittet um Unterstützung und Piet kommt mit Hilfe der netten Mitarbeiterin des Jugendamtes in eine Bereitschaftspflegefamilie.
In dieser leben bereits zwei Kinder, deren Übergang in eine Dauerpflege kurz bevor steht. Piet hat nicht nur das Eingewöhnen in der Bereitschaftspflege, sondern auch im neuen Kindergarten zu bewältigen. Eine große Anpassungsleistung, die mit Hilfe der einfühlsam und hoch professionell agierenden Erwachsenen auch gelingt.


In den lebendigen Illustrationen von Lena Walter ist dies für das Leserkind dahingehend wahrnehmbar, dass Piet seinen symbolischen Weltraumfahrerhelm, mit dem er sich aus Selbstschutz schon zu Hause oft aus der Wirklichkeit weggeträumt hat, irgendwann ablegen kann. Nicht abgelegt wird natürlich der kuschlige braune Teddybär, der als
Übergangsobjekt dient und Piet immer begleitet. Er erscheint in jeder Piet betreffenden Illustration und kann beim Vorlesen als Sicherheit stiftendes Element mit dem Kind besprochen werden.


Die Geschichte von Veronika Demes endet idealtypisch mit Piets Rückführung zur leiblichen Mutter, der es inzwischen gesundheitlich wieder besser geht.
Auch wenn dies in der Realität oft nicht so ist, wird doch vermittelt, dass immer eine Hoffnung auf Heilung besteht.


Im ausführlichen Fachteil wendet sich die erfahrene Psychologin und Psychotherapeutin Irmela Wiemann zunächst an das Leserkind und erklärt sehr verständlich alle die Bereitschaftspflege betreffenden Begriffe, setzt sich mit möglichen Gefühlen der Betroffenen auseinander, schafft Durchschaubarkeit des Prozesses und damit Vertrauen.


Im Anschluss wendet sie sich an Eltern,  deren Kinder in der Bereitschaftspflegefamilie untergebracht sind. Respektvoll erklärt sie, warum deren Mitarbeit im Interesse des Kindes wichtig ist und bittet darum,  auch bei Inobhutnahme das Kind nicht in Loyalitätskonflikte zu bringen.
Im abschließenden Teil werden für die Bereitschaftspflegeeltern solche Themen wie die Erschütterung der Ich – Identität, Bindungsangst, Trauma – Heilung oder Biografiearbeit behandelt.


Zum Schluss wünscht Irmela Wiemann für die Bewältigung der Aufgaben Weisheit, Freude und Zuversicht. damit trifft sie exakt den Ton, der gute Chancen zur Annahme dieser anspruchsvollen Arbeit bietet.

 


Sybille Lenk