09.09.2019
Rezension: Blumen für Tina – Ein Kinderbuch zum Thema Heroinabhängigkeit







Rezension

Loschnigg – Barmann, Anne – Christine, Schmidt, Otto, Müller, Thomas: Blumen für Tina – Ein Kinderbuch zum Thema Heroinabhängigkeit, Mabuse – Verlag, Frankfurt am Main
2013

Dieses Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Behandlungszentrum Janus (Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel) und mit fachlicher Unterstützung durch die Kinder- und Jugendpsychologin Binia Roth.


Schwierige Lebenssituationen für Kinder fasslich und nachvollziehbar in der Literatur darzustellen, ist immer eine große Herausforderung. Und das Sprechen über Themen, die wegen ihres nicht legalen Bezuges in besonderem Maße der Gefahr des Vertuschens, Leugnens oder Verharmlosens unterliegen, ist besonders komplex.
Insofern ist die Absicht, Heroinabhängigkeit für Kinder durch dieses Buch verstehbar zu machen, sehr anerkennenswert.


Die Hauptheldin Pina – von der anzunehmen ist, dass sie sich im Grundschulalter befindet – lebt mit ihrer Mutter alleine. Diese nimmt Pina in ihrem Verhalten bis zu dem Zeitpunkt als widersprüchlich und wenig durchschaubar wahr, bis die Mutter ihrer Tochter ihre Heroinabhängigkeit als Krankheit erklärt.


Das bedrohliche Auftreten des Dealers in der Wohnung der Mutter wird für Pina durch das besonnene Handeln der Mutter abgeschwächt. Das dürfte in der Realität eher anders erlebt werden. Pina ist ideal eingebunden: Der ehemals heroinabhängige Blumenhändler stellt eine wesentliche Ressource dar. Auch für die Versorgung des Kindes während des Klinikaufenthaltes der Mutter findet sich eine unproblematische Lösung. Pina wird von der Familie ihrer Freundin Paula selbstverständlich für die Zeit der Behandlung aufgenommen und die Freundschaft der Mädchen scheint völlig unbelastet zu sein.
Das Buch endet offen. Die Mutter kommt aus der Klinik zurück. Sie sagt zu Pina, dass es ihr leidtue, dass sie sich um ihre Medizin kümmern müsse und dass es nicht leicht sei, mit der Krankheit zu leben. Pina erfährt von der Mutter, dass sie von ihr sehr geliebt wird und dass dies, unabhängig vom Verlauf der Krankheit, auch immer so bleiben wird.

Mich lässt das Buch etwas ratlos zurück. Meiner Meinung nach ist es sehr weit von dem entfernt, was betroffene Kinder in ihrem Alltag erleben.
Andererseits kann es aber dazu beitragen, dass sich die Kinder eben nicht verantwortlich für die Probleme ihrer Eltern fühlen und deren Aufgaben übernehmen, wie es im echten Leben doch so oft der Fall ist.


Sybille Lenk