30.11.2021
Rezension: Moderierte Runde Tische in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit – Teilhabeförderung durch transdisziplinäre Vernetzung







Giel, Barbara : Moderierte Runde Tische in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit – Teilhabeförderung durch transdisziplinäre Vernetzung, Ernst – Reinhardt Verlag , München 2021

Die Diplom – Sprachheilpädagogin und systemische Familientherapeutin Barbara Giel ist Leiterin des Zentrums für unterstützte Kommunikation (ZUK) in Moers. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die systemisch – lösungsorientierte Beratung, Unterstützte Kommunikation und Teilhabe von Menschen mit Neurodiversität.

Ihr Praxisbuch wendet sich in erster Linie an Moderatorinnen und Moderatoren von Unterstützerkreisen / Runden Tischen in psychosozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern, ist aber mit Sicherheit auch für Personen aller Leitungsebenen in anderen Arbeitszusammenhängen lohnend. Auf eine kurze Einleitung folgt eine differenzierte Darstellung des Konzeptes der von Barbara Giel so bezeichneten Moderierten Runden Tische ( MoRTi) mit typischen Themen, Anlässen , Rollen und vor allem der Haltung der Moderatorin / des Moderators. An dieser bemisst sich dann auch deren / dessen Führungsverhalten.

Im Kapitel 4, in dem der Moderationszyklus vorgestellt und im einzelnen mit ganz konkreten Beispielen aus der Praxis belegt wird, finden die Leser einen Schatz an Impulsen und Methoden aus allen Bereichen der systemisch – lösungsorientierten Beratung , beginnend mit dem Einstieg über die Themenbearbeitung bis zur Abschlussphase. Da man weiß, welche Bedeutung dem Anfang von Kommunikationsprozessen zukommt, finde ich es sehr hilfreich, mit welcher Sorgfalt sich die Autorin diesem Punkt widmet.
Schlüssig orientiert sich Barbara Giel bei der Zielentwicklung am bio – psycho – sozialen Modell der ICF der WHO und formuliert die Ziele in Anlehnung an die SMART Prinzipien (S-spezifisch/konkret, M- messbar, A- attraktiv, R –realistisch/realisierbar, T – terminiert ) , wobei die von ihr so bezeichnete Focusperson so weit wie möglich beteiligt wird. Das Methodenrepertoire, auch für die Teilhabe von Menschen ohne Lautsprache, ist umfangreich und wird gut erklärt.

Das Kapitel 5 mit Fallbeispielen von MoRTi in einer inklusiven Kita (Gastbeitrag Uta Hellrung ),im gemeinsamen Unterricht einer Regelschule, beim Übergang von der Kita in eine Grundschule, zur Verbesserung der Teilhabe an Kommunikation in einer Senioreneinrichtung oder als Baustein personenzentrierter Teilhabeplanung in Bezug auf das Wohnen ( Gastbeitrag Barbara Telgen) vertieft die theoretischen Aussagen.

Hinweise auf  mögliche Stolpersteine sind hilfreich und zeugen von großer Erfahrung.Die gesamte Darstellung ist übersichtlich, mit Hinweisen auf weiterführendes (online ) Material versehen und mit einem ausführlichen Glossar ausgestattet.

Darum empfehle ich das Buch nicht nur für Praktiker sondern auch für die Weiterbildung.



Sybille Lenk