09.09.2020
Berufliche Belastungen bewältigen – Psychosoziale Herausforderungen in helfenden Berufen







Rövekamp – Wattendorf, Jörg: Berufliche Belastungen bewältigen – Psychosoziale
Herausforderungen in helfenden Berufen, W. Kohlhammer Verlag, 1.Auflage, Stuttgart
2020


Befunde der Gesundheitsforschung belegen die immense Bedeutung eines funktionierenden Netzes an gesundheitserhaltenden Maßnahmen zur Bewältigung beruflicher Belastungen. Diese sind in bestimmten Berufen ausgesprochen hoch.


BerufsanfängerInnen sind besonders vulnerabel, auch und gerade, wenn sie in Studium und Ausbildung nicht oder nur unzureichend mit der Thematik konfrontiert wurden .


Hier eine Lücke zu schließen, ist das Anliegen von Professor Jörg Rövekamp – Wattendorf, der an der Katholischen Hochschule Nordrhein – Westfalen in Münster Theorien und Konzepte der Sozialen Arbeit lehrt  und sich in der Forschung dem betrieblichen Gesundheitsmanagement widmet.
In seinem als Lehrbuch verfassten Werk bezieht er sich speziell auf die Berufsgruppen Heilpädagogik, Pflege und Soziale Arbeit. Dabei berücksichtigt er durchgängig die multifaktorielle Entstehung und Aufrechterhaltung psychosozialer Belastungen.


In jedem Kapitel hat der Autor stets sowohl die strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Arbeit als auch das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten im Blick. Letztlich geht es um die Verbesserung von Arbeitszufriedenheit, Produktivität, Selbstwirksamkeit und die Förderung humaner Gestaltungsprozesse in Einrichtungen.


Nach einem einführenden Teil zur Gesundheitsförderung für MitarbeiterInnen in helfenden Berufen widmet sich der Autor in den einzelnen Kapiteln differenziert und systematisch Belastungen durch Gewaltsituationen, Ekel und Scham, Abschied und Trauer, Furcht und Angst, Stress, Hilflosigkeit und sexuelle Grenzverletzungen.


In jedem Kapitel vermittelt der Autor zunächst eine theoretisch hervorragend untersetzte Problembeschreibung um dann handlungsfeldbezogene Beispiele vorzustellen. Daran schließen sich typische Darstellungen gelungenen und weniger gelungenen Agierens in Lernsituationen an. Diese werden von anregenden Fragen zur Reflexion und zum Perspektivwechsel flankiert. Abgerundet werden die Kapitel von zur Diskussion herausfordernden Lösungsansätzen und Literaturempfehlungen zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema.


Besonders nachdenklich machte mich das dem Coolout – Phänomen gewidmete letzte Kapitel. Sicher nicht zufällig wird hier auch der Zusammenhang mit dem Schuldienst hergestellt. Die vom Berufs- und Fachverband formulierten handlungsleitenden Prinzipien (vgl.S. 207) dienen als Orientierung für fachlich und ethisch vertretbares Handeln. Wenn Mitarbeitende diesem Auftrag aus Gründen herrschender Rahmenbedingungen nicht gerecht werden können, mögen politisch Verantwortliche auch die Verantwortung gegenüber Klienten und Patienten tragen.


Fazit: Eine nicht nur für StudentInnen oder Berufsanfänger, sondern auch für langjährig in der Praxis Stehende eine wichtige und nützliche Publikation.

 


Sybille Lenk