20.02.2019
Rezension --- Krankheit und Schule–wie ist das möglich?







Krankheit und Schule – wie ist das möglich? Rahmenbedingungen, Organisation, pädagogische Hilfen – Ein Ratgeber für Schüler, Eltern und Lehrkräfte, Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2013, 64 Seiten


Circa 7 % der Kinder und Jugendlichen an deutschen Schulen gelten als chronisch krank. Insbesondere die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die wegen psychischer Erkrankungen behandelt werden, steigt seit Jahren kontinuierlich. Zur Genesung sind oft mehrwöchige Aufenthalte in stationären oder teilstationären medizinischen Einrichtungen nötig.

 

Dabei ist die Priorität ärztlich-therapeutischer Maßnahmen unbestritten. Die pädagogische Bedürfnislage kranker Kinder und Jugendlicher bildet den Ausgangspunkt für schulische Erziehung und den Unterricht an der Schule für Kranke bzw. den Hausunterricht. Dass der Rechtsanspruch auf Unterricht nicht unbedingt im Selbstlauf verwirklicht wird, gehört zu den Erfahrungen vieler Betroffener und deren Eltern. In der Krisensituation einer schwerwiegenden Erkrankung ihres Kindes, belastet durch Leid, Angst und vielfältige Ansprüche der Bürokratie müssen sich Eltern oft hartnäckig darum kümmern, dass die Schullaufbahn ihres Kindes nicht stärker als unbedingt nötig beeinträchtigt wird.

 

Dazu leistet dieser sehr differenzierte, fachkundige Ratgeber einen wertvollen Beitrag. Ausgehend von der psychischen Situation der Schüler, ihrem Erleben der Erkrankung als Kränkung und ggf. auch als Stigmatisierung werden Aufgaben für die sonderpädagogische, individuelle Förderung durch die Schule
für Kranke abgeleitet.

 

Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer hat bereits 1998 in ihren „Empfehlungen zum Förderschwerpunkt Unterricht kranker Schülerinnen und Schüler“ den entsprechenden Rahmen zur Umsetzung des Nachteilsausgleichs abgesteckt. Diesen gilt es in Kooperation aller Beteiligter engagiert zu füllen.

 

Am Ende eines jeden Kapitels finden sich Tipps zur Durchsetzung des Rechtsanspruches auf Unterricht und Nachsorge sowohl in der sogenannten Stamm- als auch in der Durchgangsschule.
Der ganzheitliche Blick auf das Familiensystem und seine Belastungen, die Akzeptanz der Fachlichkeit aller Beteiligter und Wertschätzung entscheiden über den Erfolg jeder Behandlung. Die besonders sensible Situation der Rückkehr in die Stammschule erfordert ein sorgfältig vorbereitetes Krisenmanagement.

 

Eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Gilt es doch die Schweigepflicht einzuhalten und ggf. eine Rückkehrgeschichte zu entwickeln. Am Fallbeispiel einer psychisch erkrankten Schülerin und eines krebskranken Schülers wird belegt, wie die Wiedereingliederung, ein Schulwechsel oder unter Umständen auch ein Wechsel des Bildungsganges gelingen kann.

 

Dass dabei immer das Kind oder der Jugendliche mit seinen komplexen Entwicklungsbedürfnissen im Mittelpunkt steht, macht dieses Buch so wertvoll.

 

 

Sybille Lenk