02.12.2010
Ein „Wilder Mann“ wird gepflastert







Seit März 2009 bereiten sich 10 Meisterschüler und eine -schülerin am BBZ Weimar berufsbegleitend auf ihre Meisterprüfung im Straßenbauer-Handwerk vor. Während ihre Mitarbeiter ins wohlverdiente Wochenende gehen, kämpfen sie jeden Freitag und Sonnabend mit der Technologie und Konstruktionslehre modernen Straßenbaues. Der Lehrgang bereitet auf mehrere Prüfungsteile vor und zieht sich über ca. 2 Jahre hin. Er fordert den Meisterschülern einiges an Selbstdisziplin und Durchstehvermögen ab. Die gesamte Prüfung besteht aus den vier Teilen: Meisterprojekt sowie Kenntnissen zum Fach, zu modernem Baumanagement und zur Ausführung von komplexen Kundenaufträgen.

 

Im Oktober stand  als erstes eine praktische Prüfungssituation an, in der der Nachweis zu führen war, inwieweit ein gestaltungsorientierter Kundenauftrag unter realistischen Baustellenbedingungen ausgeführt werden kann. Der Auftrag bestand darin, dass die Stadtverwaltung Gehren angefragt hatte, ob eine repräsentative ca. 350 m² große Pflasterung aus Naturstein im Segmentbogenmuster hergestellt werden könnte. Als hauptsächliches Gestaltungselement war das Stadtwappen von Gehren in der Fläche zu platzieren. Dieses Stadtwappen zeigt einen „Wilden Mann“, der gerade dabei ist einen Baum auszureißen. Bevor es an die praktische Ausführung ging, war also zunächst die Flächengestaltung und das filigrane Wappen baureif zu planen.

 

An einem nebeligen Montagmorgen gegen 7.00 Uhr ging es dann los: Einteilen von Pflasterfeldern, Pflastersand verteilen, Kämme lesen und das geplante Segmentbogenpflaster Stein für Stein herstellen. Jeden Stein in die Hand nehmen und mit 5 Schlägen in die Bettung schlagen, pro m² ca. 100 Steine, für alle 350 m² also 35000 Steine. Für geübte Pflasterer eigentlich kein Problem; wer allerdings nicht jeden Tag pflastert, der weiß abends was er getan hat. Ein Bogensegment entsteht durch die zunehmende Steindicke zum Scheitel hin und die rechtwinklige Verzahnung im X-tel. Die Herausforderung einer ästhetischen Fläche besteht darin immer die „richtige“ Steinseite zu finden und die Fuge symmetrisch verlaufen zu lassen. Genau das ist den Prüflingen in meisterlicher  Qualität gelungen. Der absolute Höhepunkt war die Umsetzung der figürliche Gestalt des Wappens. Nach einer Schablone wurde die Figur umrissen und in einem speziellen Mosaikpflasterschlag vervollständigt.

 

Zur Abnahme bestätigte die Prüfungskommission allen angetretenen Prüflingen ihre Fähigkeiten einen komplexen Kundenauftrag nicht nur planen sondern auch umsetzen zu können. In Gehren freute man sich über die entstandene Fläche, insbesondere die gelungene Darstellung ihres „Wilden Mannes“.